Takamatsu Toshitsugu wurde am 10. Mai 1889 in Kobe geboren. Bevor er ein Jahr alt war, wurde er von seiner leiblichen Mutter getrennt und hatte bis zu seinem zwanzigsten Lebensjahr insgesamt neun verschiedene Pflegemütter. Sein Vater wechselte sehr oft den Beruf (so war er beispielsweise Vertreter von Sanyo Railroad in Kobe und Faktoreibetreiber in Akashi). Takamatsu besuchte unter anderem die St. George's English School und eine Chinesische Bildungsschule.
Takamatsu begann auf Wunsch seines Vaters im Alter von neun Jahren mit dem Studium der Kampfkünste im Dōjō seines Onkels Shinryuken Masamitsu Toda in Kobe, der dort zugleich auch eine Chiropraxis unterhielt. Sein Vater wollte, daß aus Takamatsu ein Krieger werde, da er zu dieser Zeit recht wehleidig war und den Spitznamen «Schreihals» trug. Statt Takamatsu zunächst Kata (Wissen, wie man wirft bzw. geworfen wirft) zu lehren, führte Toda bereits am ersten Tag kurzerhand verschiedene Techniken an Takamatsu aus und warf ihn im Dōjō hin und her, weshalb Takamatsu sich zu Beginn seines schmerzhaften Trainings schwor, nicht mehr in Todas Dōjō.
Aber er kehrte dennoch zurück - immer und immer wieder. Erst nach einem ganzen Jahr des Hin- und Hergeworfenwerdens und des schmerzvollen Erduldens von Todas Techniken, begann Toda ihn in Waza (Techniken) der Shinden Fudo Ryū zu unterrichten. Takamatsu wurde kräftiger und legte an Gewicht zu. Im Dōjō nannte man ihn zu dieser Zeit Kotengu («Kleiner Dämon»).
Als Takamatsu 13 Jahre alt war, beherrschte er die Shinden Fudo Ryū. Von nun an lehrte ihn Toda Togakure Ryū Ninpō, Shinden Koto Ryū Koppo Jutsu und Gyokko Ryū Kosshi Jutsu. Bereits im Alter von 13 Jahren fand Takamatsu sich nach einer nicht durch ihn provozierten Straßenschlägerei, in deren Verlauf er mehr als zehn der rund 60 Furyo (d.h. straffällige junge Leute) besiegt hatte, in den Schlagzeilen der Tagespresse Kobes unter dem Titel «13 Jahre alter Judo Experte schlägt mit Leichtigkeit 60 Gangster in die Flucht» wieder. zurückzukehren.
Im Jahre 1908 erhielt Takamatsu von seinem Onkel Shinryuken Masamitsu Toda ein Jahr vor dessen Tod das Menkyo Kaiden der Shinden Fudo Ryū, der Koto Ryū und der Togakure Ryū. 1910 verstarb Matsutaro Ishitani. Im Alter von 15 Jahren bat ihn seine Meister bei einem Besuch in dessen Dōjō gegen zwei 27 und 28 Jahre alte Kämpfer der Musashi Ryū zu kämpfen. Der erste Kontrahent unterschätzte Takamatsu und wurde von diesem mit Gyaku Nage besiegt. Der andere Gegner war dadurch vorgewarnt und als Takamatsu ihn mit Gyakudori warf, schlug er Takamatsu im Moment der Wurfausführung Ryote Kiten Ken gegen das rechte Ohr und den rechten Arm. Takamatsu verlor daraufhin das Bewußtsein. Der Kämpfer der Musashi Ryū erkundigte sich nach dem Kampf bei Toda nach Takamatsus Alter. Als er erfuhr, daß Takamatsu erst 15 Jahre alt war, bewunderte er ihn sehr und bemerkte, daß er ihn einzig und allein mit der geheimen Technik der Musashi Ryū Taijutsu (während des Geworfenwerdens Kiten Ken zu schlagen) besiegt habe. Nun, da Takamatsu diese Technik kenne, hätte er wohl keine Chance mehr gegen ihn. Takamatsu trug aus diesem Kampf einen bleibenden Gehörschaden an seinem rechten Ohr davon, weshalb er später auch nicht in die Militärgrundschule aufgenommen wurde.
Im Alter von 21 Jahren rannte Takamatsu von zu Hause weg, da er von seinem familiären Leben enttäuscht war. Ein Jahr lang lebte er auf dem Berg Mana bei Kobe und ernährte sich lediglich von rohem Reis. Er feilte in dieser Zeit hart an seiner Kampfkunst und erhielt viele Unterweisungen von einem ebenfalls auf dem Berg lebenden Eremiten. Takamatsu erkannte, daß er Geld verdienen musste, um etwas zu erreichen und entschloss sich daher, nach China zu reisen. Für die Dauer von zehn Jahren wanderte er durch die Mandschurei und Nord-China. Während seines turbulenten Aufenthaltes in China musste sich Takamatsu mehrere Male mittels seiner Ninjutsu-Kenntnisse gegen Banditen verteidigen, um zu überleben - stets erfolgreich. 1914 gründete Takamatsu eine Vereinigung der japanischen Kampfkünste (Butokukai) in Nord-China. Zu dieser Zeit wurde er auch aufgrund unglücklicher Umstände in einen Kampf mit einem bekannten Meister des Shorin Ryu Karate namens Zhang Zi Liang verwickelt, der um einiges älter als Takamatsu war und rund 124 Kilo wog. Nachdem Takamatsu dreimal herausgefordert worden war, nahm er den Kampf an. Der Kampf fand im Butokukai statt. Vor dem eigentlichen Kampf erinnerte sich Takamatsu an einen Traum, den er eines Tages gehabt hatte, in dem ein Riese versuchte, eine Fliege mit einem Eisenstab zu erschlagen. Die Fliege rettete sich das Leben, indem sie den Angriffen auswich und ständig in Bewegung blieb bzw. umherflog. Takamatsu beschloß, diese Kampftaktik gegen seinen Gegner anzuwenden. Zhang Zi Liang griff Takamatsu erbittert mit kraftvollen Fußtritten und Schlägen an, aber Takamatsu benutzte Roppo Tobi, um den Angriffen durch gewaltige Sprünge zur Seite bzw. nach vorne oder hinten auszuweichen. Nach ungefähr einer Stunde Kampfesdauer waren die Bewegungen Zhan Zi Liangs erlahmt und aufgrund seines hohen Gewichts schwitzte er wie ein «Wasserfall». Takamatsu hingegen merkte man keinerlei Müdigkeit an. An diesem Punkt wurde der Kampf von Herrn Lian, einem Onkel des Kaisers, gestoppt und auf unentschieden entschieden. Zhan Zi Liang und Takamatsu reichten sich die Hand zur Versöhnung und wurden gute Freunde (Zhang Zi Liang bat Takamatsu nach dem Kampf, ihn in seinem Kampfkunstwissen zu unterrichten).
Nachdem Takamatsu durch seine Kampfkunst insgesamt 200.000 Yen verdient hatte (ca. 1.333 Dollar, was für die damalige Zeit sehr viel Geld war), kehrte er 1919 nach Japan zurück, wandte sich verstärkt der Religion zu und wurde mit der Zeit leitender Tendai-Priester.
Sensei Takamatsu erlangte in Japan bereits zu Lebzeiten aufgrund seiner Persönlichkeit (Shinjutsu [Gewandheit des Geistes]) und seines umfassenden Wissens in den traditionellen Kampfünsten im Jutaijutsu (Kunst der Selbstverteidigung) und Bojutsu (Stockkampf) den Ruhm einer «lebenden Legende». Nur wenige wußten jedoch, daß er zugleich auch der Großmeister der letzten Ninja-Traditionen Japans war.
Takamatsu malte sehr gerne und hielt einen geregelten Tagesablauf ein: er ging stets um 21 Uhr zu Bett und stand um 6 Uhr 30 in der Frühe auf. Jeden Morgen übte er Reisui Masatsu aus (den Körper mit einem Handtuch «rubbeln», das zuvor in kaltes Wasser getaucht wird).
Toshitsugu Takamatsu verstarb am 2. 4. 1972 in seinem Haus in Nara (östlich von Osaka). Noch vor seinem Tod hatte er seinen 1957 kennengelernten Schüler und heutigen Sōke des Bujinkan Dr. Masaaki Hatsumi zu seinem legitimen Nachfolger in den neun von ihm repräsentierten traditionellen japanischen Kampfkunststilrichtungen bestimmt, die er im Kutai Kishinto Ryū Chosui Ha sowie in seiner Kashihara Shobukai-Organisation zu Lebzeiten unterrichtet hatte. Dr. Masaaki Hatsumi ist somit Sōke der o.g. 9 Ryū-ha.
Takamatsu wird als BUJIN (göttlicher Krieger) im Bujinkan in Erinnerung gehalten, welches zu seinen Ehren so von Sōke Dr. Masaaki Hatsumi benannt wurde.